Marketing-Café

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Moderne Stadtplanung

Warum die Kopenhagener Ihr Velo lieben

27. März 2017 | Speicher 7

Stadtplanerin und Architektin Birgitte Bundesen Svarre war Gast des Marketing Cafés der Stadtmarketing-Gesellschaft.
In Kopenhagen ist das Fahrrad das Verkehrsmittel Nummer 1. Warum die Dänen bei Wind und Wetter mit dem Velo unterwegs sind, war Thema des jüngsten Marketing Cafés am Montagabend im Speicher 7. „Am Anfang war es ein Experiment für zwei Jahre“, verriet Birgitte Bundesen Svarre den zahlreichen Gästen und fügte gleich hinzu: „Aber wir würden es nicht wieder rückgängig machen, das ist breiter Konsens.“ Die Stadtplanerin referierte zum Thema „Erfolgreich, nachhaltig, lebenswert – wie macht das Kopenhagen?“. Karmen Strahonja, Geschäftsführerin der Stadtmarketing Mannheim GmbH, hatte die renommierte Architektin nach Mannheim gebeten, um zu erfahren, ob und wie Mannheim von der Entwicklung Kopenhagens zur grünen und fahrradfreundlichen Metropole lernen kann. Birgitte Bundesen Svarre vom Architekturbüro Gehl Kopenhagen brachte es gleich zu Beginn auf den Punkt: Bei allen Planungen steht der Mensch im Fokus.

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Kopenhagen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einen Ruf als umweltfreundliche, nachhaltige und lebenswerte Stadt erarbeitet, in der sich die Menschen wohl fühlen. Mit rund 600 000 Einwohnern ist sie doppelt so groß wie Mannheim und auf dem besten Weg, bis 2025 klimaneutral zu sein.  Die Kopenhagener selbst sind es, die ihren Beitrag dazu leisten, denn gut 41 Prozent von ihnen fahren regelmäßig mit dem Fahrrad in die Schule, ins Büro, zum Einkaufen, zum Kindergarten oder in die Universität. Es gibt Konsens in allen Parteien und in der breiten Bevölkerung, dass der Mensch und sein Wohlbefinden Priorität genießen, so Birgitte  Bundesen Svarre. Das bedeutet, dass er mehr Raum und Berücksichtigung im urbanen Umfeld bekommen soll. Im Kopenhagen der 60er und 70er Jahre beherrschte das Auto das Denken der Stadtplaner.  Zugeparkte Straßen und Plätze in der City prägten das das Stadtbild. Ganz anders heute: Sport- und Spielplatze mitten in der Stadt, Straßencafés, Bibliotheken im Park, wo früher Blechlawinen dominierten. Vor allem aber: Ströme von radelnden Dänen.

Woher kommt ihre  große Akzeptanz für das Rad als Mobilitätsmittel? „Es ist schnell und bequem“, begründen die Kopenhagener. Sicherlich spielen die hohe Kfz-Steuer und der Wille, die Umwelt zu schonen auch eine Rolle bei der Entscheidung, sich auf das Rad zu schwingen. Ausschlaggebend  sei aber letztendlich, dass man rasch überall hinkomme.  In der dänischen Hauptstadt radelt  man schnell von Punkt A zu Punkt B. Dafür sorgt ein intelligentes lückenloses Fahrradnetz, das dem Velo überall Vorfahrt einräumt. Zum fahrradfreundlichen Konzept gehört sogar, dass im Winter die schneebedeckten Fahrradstreifen zuerst geräumt werden, erst dann kommen die Autofahrbahnen dran. Und es gibt eine „Grüne Welle“ für Radfahrer bei Tempo 20. Zum Konzept gehört auch die kostenlose Mitnahme der Zweiräder in öffentlichen Verkehrsmitteln, an vielen Stellen gibt es  Verleih-Fahrradstationen und die Taxifahrer sind verpflichtet, einen Fahrradträger anzubieten.   Aber auch die Fußgänger haben Vorfahrt in Kopenhagen. „Von acht bis achtzig können sich die Menschen sicher bewegen“ so die Referentin.

Und was kann Mannheim von Kopenhagen lernen? „Es gibt nicht die einzige, richtige Antwort“, riet Birgitte Bundesen Svarre den Zuhörern des Marketing Cafés dazu, sich zunächst über das große Ziel in der Stadtplanung zu unterhalten: „In welche Richtung wollen Sie?“  Wenn darüber Konsens besteht, dann müssen die  passenden Lösungen vor Ort erarbeitet werden. Der Tipp  der Referentin: „Ausprobieren, über den Tellerrand hinausschauen, Partnerschaften eingehen“.

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