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DIE MENSCHEN MÜSSEN SICH MIT DER DIGITALISIERUNG WOHL FÜHLEN

Die Menschen müssen sich mit der Digitalisierung wohl fühlen

24. September 2018 | Port25

Die Forschung ist bekanntlich immer weiter als die Praxis. Mag es inzwischen auch technisch möglich sein, nur wenige Menschen würden sich Stand heute einen Chip ins Hirn implantieren lassen, um die persönliche Leistungsfähigkeit zu steigern. Beim jüngsten Marketing Café des Stadtmarketing Mannheim waren jedenfalls nur zwei von über 70 Gästen zu einem solchen Eingriff bereit.

Besser akzeptiert werden beispielsweise Ersatz-Organe aus dem 3D-Drucker. „Denn grundsätzlich sind die Menschen für digitale Entwicklungen offen.“ Kathrin Pollmann forscht am Fraunhofer Institut für Arbeitswissenschaft und Organisation IAO in Stuttgart über die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt. Im Port25 stellte die Wissenschaftlerin die Ergebnisse der Zukunftsstudie „Homo Digitalis“ vor, einer Kooperation ihres Instituts mit dem Bayerischen Rundfunk, ARTE, ORF und Süddeutscher Zeitung. Mehr als 22.000 Teilnehmer wurden zu ihrem Umgang mit digitaler Technik befragt.

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Obgleich viele Deutschen ihr Smartphone täglich mehr als drei Stunden nutzen, fühle sich laut Studie nur ein kleiner Teil der Befragten gestresst, berichtete Kathrin Pollmann. Auch befürchteten nur wenige, dass Maschinen ihre Arbeitsplätze vernichten. „Wenn Roboter körperlich anstrengende Arbeiten übernehmen, sind sie willkommen. Im Bereich der Entscheidungsfindung und Teamarbeit eher nicht. Da werden menschliche Kollegen eindeutig bevorzugt.“ Ein kurzer Computertest mit einem Gast aus dem Publikum bestätigte Pollmanns These. Wichtig sei die Vermittlung von positiven Emotionen. Der Mensch solle sich mit der Digitalisierung wohl fühlen. Daher sei er bei der Arbeitsplatzgestaltung einzubeziehen. Nur wenn der Mensch einen Nutzen erkenne, sei er zur Zusammenarbeit mit Robotern bereit.

Mit ihrer Frage nach konkreten Anwendungsbereichen leitete Moderatorin Karmen Strahonja, Geschäftsführerin des Stadtmarketing Mannheim, zur Publikumsdiskussion über, die zeigte, wie sehr das Thema die Gemüter bewegt. Mögen auch Versicherungen, Banken, Arztpraxen und Reisebüros mit künstlicher Intelligenz und Sprachassistenten experimentieren, der Gesprächsverlauf im Port25 spiegelte unter anderem auch die Skepsis des Mannheimer Publikums wider.

Dass der Mensch dümmer werde, wenn er das Denken der Technik überlasse, glaubt Kathrin Pollmann allerdings eher nicht. Die These von der digitalen Demenz ist stark umstritten. Niemand verliere sein Gedächtnis. Vielmehr verändere sich die Art unseres Denkens. Vielleicht könnte ein Umdenken auch im Wissensmanagement von Nutzen sein. Als Karmen Strahonja auf neue Möglichkeiten der Datenverwaltung verwies, gab Kathrin Pollmann zu bedenken: „Das größere Problem ist, dass nicht alle Menschen gerne ihr Wissen teilen. Da bedarf es einer entsprechenden Unternehmenskultur.“

Die Ergebnisse der Zukunftsstudie „Homo Digitalis“ sind in den Mediatheken des Bayerischen Rundfunks und bei ARTE abrufbar oder auf www.homodigitalis.tv.

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