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Die Kunsthalle Mannheim präsentiert in einer spektakulären Sonderausstellung Werke von Anselm Kiefer, dem vielleicht bekanntesten deutschen Künstler der Gegenwart. Entdecken Sie 19 großformatige Malereien und Skulpturen aus der Sammlung Hans Grothe!
Neuneinhalb Meter hoch, mehr als fünf Meter breit und 2,75 Tonnen schwer: Das monumentale Werk „Sefiroth“ dominiert das Atrium der Kunsthalle Mannheim. Eine zerklüftete Landschaft aus dick aufgetragenen Farbschichten, Erde, Blei und Steinen, die an Metalldrähten über der Fläche schweben – ein dunkler Kontrast zu dem sonst lichtdurchfluteten, weißen Raum.
Der Künstler hinter diesem kolossalen Meisterwerk ist Anselm Kiefer, einer der berühmtesten deutschen Künstler der Nachkriegszeit, geboren 1945 in Donaueschingen. Zunächst studierte er Romanistik und Jura, später dann Malerei in Freiburg und Karlsruhe. Darauf folgte ein Kunststudium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Joseph Beuys. Im Jahr 1980 war er das erste Mal auf der Biennale di Venezia vertreten.
Seine Werke überwältigen nicht nur durch ihre reine Größe, sondern auch durch ihre Materialität, denn die Lieblingswerkstoffe des international renommierten Ausnahmekünstlers sind Asche und Blei. Sein im wahrsten Sinne des Wortes schwergewichtiges Werk setzt sich inhaltlich immer wieder mit der deutschen Geschichte, dem Judentum und den Medien der Erinnerungskultur auseinander.
Das 14 Meter große Werk „Palmsonntag“ aus dem Jahr 2007 ist das erste Mal in Deutschland zu sehen. Durch die großen, offenen Räume des Kunsthallen-Neubaus können die monumentalen Arbeiten Kiefers endlich ihre volle Wirkungskraft entfalten. Mit dem gigantischen Werk greift Kiefer, wie häufig in seiner Arbeit, biblische Themen auf und spannt den Bogen vom Alten ins Neue Testament. Er rückt die kulturhistorische Macht jenes Moments in den Ausstellungsraum, als laut Überlieferung Jesus in Jerusalem einreitet. Die Palme liegt als Ganzes quer im Raum und ist umgeben von einem Bilderfries aus getrockneten und mit Gips überarbeiteten Pflanzenteilen. Die Monumentalität der Installation des Baumes erinnert zugleich an das liegende Kreuz und damit an die Idee der Auferstehung.
Die von Dr. Sebastian Baden kuratierte Mannheimer Ausstellung konzentriert sich auf drei Werkphasen des Künstlers. In seinen frühen, den internationalen Erfolg prägenden Jahren, lebte und arbeitete Kiefer in Buchen im Odenwald, nicht weit von Mannheim entfernt. Im ersten Raum der Ausstellung werden Werke gezeigt, die Kiefer hier gefertigt hat, bevor er nach Paris übersiedelte. Zwischen 1971 bis 1993 entstanden in Buchen maßgebliche Werke, darunter „Lilith“, „Shebirat Ha Kelim“, „Die große Fracht“ und „Leviathan (Volkszählung)“.
Alle in Mannheim ausgestellten Werke stammen aus der Sammlung des im Mai 2019 verstorbenen Duisburger Kunstsammlers Hans Grothe, der eine der weltweit größten Sammlungen mit Werken von Anselm Kiefer zusammengetragen hat. Ausschlaggebend für die Konzentration auf Kiefer war die für den Sammler persönliche Verbindung zum Künstler und die widerständige sowie provokante Ästhetik in dessen Werk.