Die Kunsthalle Mannheim zeigt vom 11. Juni bis 3. Oktober 2021 Werke des berühmten belgischen Malers und Grafikers James Ensor. Die Werkschau ist in gewisser Weise eine Rückkehr des Künstlers nach Mannheim, denn seine Arbeit ist tief in der Geschichte der Kunsthalle Mannheim verwurzelt.
Der belgische Maler und Grafiker James Ensor (1860-1949) spielt eine besondere Rolle in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Schon früh wurde dem Künstler das Etikett „Maler der Masken“ verliehen, doch sein Werk ist weitaus vielfältiger. Das beweist jetzt eine Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim.
Mit einem Ankauf und einer Einzelausstellung im Jahr 1928 war die Kunsthalle Mannheim eines der ersten deutschen Museen, das James Ensor wahrnahm und als bedeutenden zeitgenössischen Künstler feierte. Doch 1937 wurde sein Gemälde „Der Tod und die Masken“ von den Nationalsozialisten als „entartet“ beschlagnahmt und fand später seinen Platz im Musee des Beaux-Arts im belgischen Lüttich. „Ausgangspunkt der Ausstellungsidee war die temporäre Rückkehr dieses Bildes“, erklärt Dr. Inge Herold, die Kuratorin der Ausstellung. „Dass uns das Museum in Lüttich hierbei unterstützt hat und wir es nun Mannheim zeigen können, ist eine kleine Sensation. So können wie unsere eigene Museums- und Sammlungsgeschichte und Kunstgeschichte miteinander verknüpfen.“
Die Ausstellung stellt das Schicksal des Bildes „Die Masken und der Tod“ von 1897 in den Fokus. In den 1950er Jahren wurde als Ersatz für das verlorene Bild das Gemälde „Der tote Hahn“ erworben, das beispielhaft für Ensors Stillleben steht. Als Bild im Bild taucht es in Ensors zentralem „Das malende Skelett“ auf. Um diese drei Bilder gruppieren sich weitere internationale Leihgaben zum Motivkreis „Selbstbildnis–Maske–Tod–Stillleben“, die zeigen, wie eng verflochten diese Thematik in Ensors Schaffen war. Die Mannheimer Ausstellung lädt damit ein zu einer Reise in den Kosmos seiner Welt und seines Schaffens, das heitere und düstere Elemente vereint und von Landschaften über Stillleben und Liebesgärten bis zu christlichen Motiven und Porträts reicht.
Eine große Rolle in Ensors Werk spielen die Masken. Die intensive Auseinandersetzung mit der Thematik wurde von ihm selbst mit seinem biografischen Umfeld in Verbindung gebracht: In Ostende war es Brauch, während der Karnevalszeit Masken und Verkleidungen anzulegen, den Alltag abzustreifen und Konventionen außer Kraft zu setzen. Auch im Laden seiner Familie war Ensor von Masken umgeben, die ihm Anregung für malerische Experimente eröffneten.
Doch Ensor malte nicht nur, er komponierte auch Musik und hinterließ wortgewaltige Texte. Und er hatte einen bisweilen skurrilen Humor. Lange abgelehnt, erfuhr der eigenwillige Außenseiter schließlich große Anerkennung. Er war Impulsgeber für andere Künstler*innen, nahm vielfach Aspekte der Moderne vorweg. Mit seinen karnevalesken Albträumen gab er Einblick in eine Welt im Umbruch. Das macht sein Werk so zeitlos und gleichzeitig so aktuell.
Humorvoll, ironisch, gesellschaftskritisch – die Ausstellung zeigt in zwei Stockwerken des Jugendstil-Gebäudes der Kunsthalle Mannheim über 60 Gemälde und 120 Arbeiten auf Papier, sowie einige Masken aus Ensors Besitz. Ergänzt wird die Schau durch eine Vielzahl von Grafiken im Bestand der Kunsthalle Mannheim, darunter „Scènes de la vie du Christ“ und „La Gamme d‘ Amour“. Rund um die Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm. Besucher*innen können sich in Vorträgen, Führungen und Kunstgesprächen mit dem Werk Ensors auseinandersetzen.