Die „Biennale für aktuelle Fotografie“ ist längst zu einem Treffpunkt der internationalen Fotofachwelt und zum Publikumsmagneten geworden. Vom 19. März bis zum 22. Mai 2022 können in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg Fotografien und Video-Installationen entdeckt und erlebt werden.
Alle zwei Jahre haben die wichtigsten Ausstellungshäuser Mannheims, Ludwigshafens und Heidelbergs auf über 4.000 Quadratmetern ein ehrgeiziges Projekt zu bieten: Die „Biennale für aktuelle Fotografie“, kuratiert in diesem Jahr von der niederländischen Fotohistorikerin und Filmeditorin Iris Sikking. Die sechs Ausstellungen verbinden sich zu einem großen Ganzen: „From Where I Stand“ ist eine weltumspannende Standortbestimmung geworden. Die Besucher*innen erwartet eine vielschichtige und innovative Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Mensch, Natur und Technik.
Mit rund 40 Künstler*innen und Kunst-Kollektiven gelingt es, den aktuellen Verwerfungen aber auch den Hoffnungen nachzuspüren und sich mit den brennenden Themen unserer Zeit visuell auseinanderzusetzen. Den ausgestellten Projekten liegt oft jahrelange Recherchearbeit zugrunde. Drei Werke stellen wir hier exemplarisch vor.
In der Kunsthalle Mannheim ist das Projekt „Secret Sarayaku“ des aus Ecuador stammenden Fotografen Misha Vallejo Prut zu sehen. Der Fotograf ermöglicht mit seinen ausdrucksstarken Fotos den Besucher*innen Einblick in das Leben des Kichwa-Volkes, das im ecuadorianischen Amazonasgebiet lebt. Diese Gemeinschaft kämpft gegen internationale Ölkonzerne und hatte Erfolg mit einer Klage beim Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte im Prozess gegen die Regierung des Landes. Die Kichwa wollen mit Hilfe der Social-Media-Plattformen Menschen inspirieren, sich für den Klimaschutz zu engagieren.
Ebenfalls in der Kunsthalle Mannheim zeigt der in Nigeria geborene und in den Niederlanden lebende Künstler Aàdesokan sein Werk: „Waste Identity. Bola Bola Living“. Es dokumentiert die Realität von Vertriebenen aus dem Norden des Landes auf einer riesigen Mülldeponie in Lagos. Ihre Arbeit ist das Sortieren der Materialien. Sie leben dort mit einer improvisierten Infrastruktur aus Straßen, Hütten, und dem nötigsten Grundbedarf. Auf Aàdesokans Fotos erscheinen diese Menschen in ihrer surrealen Verfremdung wie Bewohner*innen eines anderen Planeten.
Im wiedereröffneten Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen zeigt die chinesische Fotografin Yufan Lu unter dem Titel „Make Me Beautiful“ u.a. großformatige Selbstporträts, auf denen eingezeichnet ist, was Schönheitschirurgen ihr an Manipulationen rieten. Nach Abschluss der Schule ist es keine Seltenheit in China sich für bessere Chancen im Beruf und bei der Partnersuche operieren zu lassen – mehr als 10 Millionen Menschen unterziehen sich jährlich einer solchen Schönheits-OP. Befeuert wird die Selbstoptimierung durch Werbung in den sozialen Medien.
Die Themenvielfalt der „Biennale für aktuelle Fotografie“ ist groß – vieles spricht die Besucher*innen unmittelbar an, anderes muss erst durch genaues Betrachten erforscht werden. Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Workshops zu fotografischen Techniken, Vorträgen, Exkursionen und Führungen für Kinder und Erwachsene rundet die Biennale ab.