Wir befinden uns heute an einem der Interimsspielorte des Nationaltheater Mannheim, "dem Alten Kino auf Franklin". Welche Geschichte steckt hinter dahinter?

Mannheim war einer der größten Stützpunkte der USA Armee in Europa und das Benjamin-Franklin-Village war die größte Kaserne dieses Stützpunktes. Die Soldat*innen hatten während ihrer Zeit hier eine komplette Infrastruktur aufgebaut: neben einer Basketballhalle gab es eine Bowlingbahn, einen Tennisplatz und eben ein Kino. In diesem Kino, dem „Alten Kino Franklin“, wurde im September 2011 der letzte Film gezeigt - und während der Film noch lief, wurde die Filmvorführung einfach abgebrochen und es hieß: „So, jetzt wird das Gelände geräumt“. Alle Soldat*innen wurden in den darauf folgenden Wochen abgezogen und das Kino stand seit diesem Zeitpunkt leer. Dieser geschichtsträchtige Ort wird nun aktuell umgebaut, und zwar nicht nur zur Ersatzbühne des Nationaltheaters Mannheim, sondern zu einem Veranstaltungsort, der dem Stadtteil auch dann zur Verfügung steht, wenn das NTM nach der Sanierungszeit wieder zurück an den Goetheplatz zieht.

Aktuell stehen wir hier noch auf einer Baustelle. Wann eröffnet die Spielstätte und was wird alles erneuert?

Unsere Eröffnung wird auf das Wochenende vom 10.02.2023 fallen – bis dahin wird die Sanierung und die Erweiterung des Kinos abgeschlossen sein. Neben einem größeren Eingangsbereich mit Café werden an den Theatersaal eine Reihe von Funktionsräumen angebaut, die man braucht, um ein Theater zu betreiben. Eine Containerburg wird zu Arbeitsräumen für unsere Mitarbeiter*innen. Diese wird dann wieder abgebaut, sobald das NTM saniert ist und wir wieder in unser eigentliches Theater ziehen. Der Rest des Hauses, also der Theatersaal, das Café und die unmittelbar für den Veranstaltungsbetrieb benötigten Funktionsräume, bleibt bestehen und kann in Zukunft nachhaltig für Veranstaltungen weiter genutzt werden.

Warum fiel die Wahl der ersten Vorstellung am Eröffnungswochenende auf ein Stück von Bertolt Brecht?

Die Entscheidung mit Bertolt Brecht zu eröffnen, hat schon auch was mit diesem Ort zu tun. Bevor die Amerikaner dieses Gelände bezogen, nutzen es auch schon die Nazis als Kasernen. Der „Der gute Mensch von Sezuan“ ist in eben dieser Zeit entstanden – in der Zeit in dem sich Brecht im Exil befand und nicht in Deutschland leben konnte. Brecht hat damals eine Frage formuliert, die sich jederzeit auch wieder stellen lässt: „Wie gelingt es eigentlich gut zu sein, den eigenen moralischen Ansprüchen gerecht zu werden, wenn die äußeren Umstände es eigentlich nicht zulassen?“. Die jüngsten politischen, gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Entwicklungen konfrontieren uns auch wieder mit einer Krisensituation, bei der man sich fragen muss, ob wir eben diese moralischen Standards überhaupt noch leisten können. Daher lässt sich Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ gut auf das Hier und jetzt übertragen und ist immer noch brandaktuell.

Wir werden diese Woche gemeinsam ein Franklin-Wahlabonnement verlosen. Was hat es damit auf sich und was beinhaltet dieses?

Es beinhaltet sechs Tickets zur freien Wahl aller Franklin-Vorstellungen. Die Tickets sind nicht personengebunden und man kann sie auch mit Begleitung nutzen. Man kann allein 6 Theatervorstellungen sehen oder zu 6. einmal ins Theater gehen. Es bietet einem so eine große Flexibilität und bietet die Chance, die Vielfalt unseres Programms und auch den neuen Standort auf Franklin kennenzulernen.

Hast du ein Lieblingswort auf „Monnemarisch?“

Ja, der Klassiker wahrscheinlich - keine Ahnung was „alla hopp“ bedeutet, aber ich finde es lustig.